Verschärfte Bioabfallverordnung zeigt Wirkung: Fehlwürfe sinken, aber Plastik bleibt Problemstoff Nummer eins
Mehr als 300.000 Biotonnen in ganz Deutschland kontrolliert – über 9.000 wurden wegen Fehlbefüllung nicht geleert. Auch die Entsorgungsbetriebe der Stadt Ulm waren Teil der Aktion.
Seit der Verschärfung der Bioabfallverordnung im Mai 2025 gelten bundesweit niedrigere Grenzwerte für Fremdstoffe in Bioabfällen. Die jüngste Tonnenkontrollaktion von über 40 kommunalen Entsorgern im Verband mit dem Verein wirfuerbio e.V. hat gezeigt: Viele Bürger*innen trennen bereits besser – doch noch immer landet zu viel Plastik, Glas oder Restmüll in der Biotonne.
In Ulm wurden im Aktionszeitraum vom 15.09. bis 10.10. flächendeckend alle bereitgestellten Biotonnen auf enthaltene Fremdstoffe kontrolliert. Bei 22.563 Leerungen wurden 1.906 Tonnen beanstandet und erhielten eine Gelbe Karte. Dies entspricht einer Quote von 8,5 %. Beanstandete Tonnen werden von den EBU aktuell noch geleert. In vielen anderen Städten und Kreisen wurden die Tonnen stehengelassen. Bundesweit lag der Anteil der wegen Fehlwürfen zurückgewiesenen Tonnen bei 3 Prozent. Der schlechteste Wert belief sich auf rund 15 %. Sehr gut mit teils nur knapp 1 % beanstandeter Biotonnen waren die Ergebnisse vor allem in Städten und Kreisen, die durchgängig kontrollieren und fehlbefüllte Tonnen nicht mehr leeren.
Gesetzesverschärfung erhöht Druck auf Kommunen und Bürger
Die Novelle der Bioabfallverordnung verpflichtet seit Mai 2025 alle kommunalen Entsorger zu konsequenten Kontrollen. Ziel ist es, die Qualität des erzeugten Komposts zu sichern – denn zu viele Störstoffe gefährden die stoffliche Verwertung. Besonders problematisch: Plastiktüten, die sogenannten „kompostierbaren" Biomüllbeutel, Glas und Metall. Sie müssen mit hohem technischen und wirtschaftlichen Aufwand aussortiert werden – oder sie landen schlimmstenfalls auf Feldern, in Gewässern und in unserer Nahrungskette. Es dürfen nicht mehr als 1 Prozent Kunststoffe und nicht mehr als 3 Prozent Störstoffe insgesamt über die Bioabfallsammlung in die Vergärungs- und Kompostierungsanlagen gelangen.
„Wir wollen nicht bestrafen, sondern aufklären"
Trotz der steigenden Anforderungen an die Bürgerinnen und Bürger sieht EBU-Betriebsleiter Thomas Mayer die Resonanz auf die Aktion positiv. „Die Rückmeldungen waren fast durchweg konstruktiv und unterstützend", so Thomas Mayer. „Wir setzen weiterhin auf Dialog und Information – aber wir müssen auch konsequent handeln, um die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten." Die Gelben Karten während der Aktion gaben direkte Rückmeldung zum Zustand der Tonne – ein Ansatz, der laut den teilnehmenden Unternehmen auch in Zukunft fortgeführt werden soll. In Ulm laufen die Tonnenkontrollen weiter. „Sofern wir mit der Gelben Karte keinen starken Rückgang der Fremdstoffbelastung erreichen, müssen wir Biotonnen mit Fremdstoffen zukünftig auch stehenlassen", kündigt der EBU-Betriebsleiter an. Bei falscher Müllsortierung müssen Nutzerinnen und Nutzer dann nachsortieren oder eine kostenpflichtige Sonderleerung als Restmüll beantragen.
Zahlen mit Klimarelevanz
Eine Quote von 3 Prozent nicht geleerter Tonnen bedeutet auf das Jahr gerechnet:
• rund 60.000 Tonnen weniger Kompost
• 16.500 Tonnen mehr CO₂-Ausstoß
• über 50.000 Menschen weniger, die mit Bioenergie versorgt werden könnten
„Das zeigt, wie viel Potenzial in einer sauberen Trennung steckt", so Jens Ohde vom wirfuerbio e.V. „Jede korrekt befüllte Biotonne zählt für den Klimaschutz."
Weitere Informationen zur Aktion:
www.wirfuerbio.de/kontrollen
www.wirfuerbio.de/ulm
Bei Fragen zur Biotonne und allen anderen Fragen rund um die richtige Entsorgung berät die EBU-Abfallberatung gerne per Mail an abfallberatung@ebu-ulm.de oder telefonisch unter 0731-166-5555.