Frisch aus Ulmer Biotonnen auf den Münsterplatz kippte das EBU-Müllfahrzeug seine Ladung. So wurde gestern der Biomüll-Aktionstag eingeläutet. Was alles aus den Tiefen der Biotonnen ans Licht kam, war haarsträubend. Und das, obwohl es sich nach Einschätzung der anwesenden Profis des Biomüllverwerters BEM Ludwigsburg und der EBU um eine vergleichsweise gute Fuhre handelte. Um nur einige der „Fundstücke" zu nennen: Ein alter Sportschuh, Milchtüte, Zigarettenschachtel, Rasierklingen, Joghurtbecher und Binden mischten sich ungeniert unter die organischen Bioabfälle. Die Bilanz des Tages: 3,2 Prozent Störstoffe insgesamt und 1 % Kunststoffe im Biomüll. Informiert wurde auch darüber, was aus dem Ulmer Biomüll wird: nämlich wertvoller Biokompost für Landwirtschaft und Gartenbau. Wie aktuelle Umfragen zeigen, ist Aufklärung auch darüber dringend nötig. Denn tatsächlich glauben nicht wenige immer noch, dass Biomüll sowieso verbrannt oder deponiert werde.
Eingeladen zu dem Aktionstag hatten die EBU. Denn seit Mai sind die gesetzlichen Anforderungen an die sortenreine Sammlung strenger geworden und die neuen Grenzwerte werden bei den Kontrollen weiterhin fast durchgehend überschritten. Bei der öffentlichen Biomüll-Analyse prüften acht Mitarbeitende der BEM den Ulmer Biomüll am Sortiertisch auf Herz und Nieren. So wurde die Problematik für die zahlreichen Zuschauer und Passanten spürbar. Die Reaktion auf die im Biomüll vorgefundenen Fremdstoffe war überwiegend schieres Unverständnis. Wie kann man die Biotonne so derart offensichtlich falsch befüllen? Vielfach wurde aber auch geschildert, dass in der eigenen Nachbarschaft ebensolche Probleme mit der Biotonne auftreten.
Eine engagierte ältere Dame erzählte, dass sie ihre Mitbewohner/innen auf unrichtige Mülltrennung immer anspreche. Mit einem freundlichen Gespräch erreiche sie auch oft etwas. Allerdings gingen die Lösungsvorschläge fast einhellig in Richtung hoher Nachleerungs- bzw. Strafgebühren und Bußgelder. Die Menschen würden auf die Mülltrennung nur dann achten, wenn „Fehlwürfe" sie teuer zu stehen kämen. „Es muss richtig weh tun, kleine Kleckerlesbeträge bringen nichts", meinte ein Paar aus Memmingen. So werden beispielsweise in Reutlingen fehlbefüllte Biotonnen bereits stehen gelassen und nur nach Zahlung einer Sondergebühr als Restmüll geleert. Zudem werden dort auch bereits Bußgelder gegen Biomüll-Sünder verhängt.
Wichtig ist die saubere Biomülltrennung vor allem aus drei Gründen. Erstens: je sauberer der Biomüll als Ausgangsprodukt, umso hochwertiger und gesünder der daraus hergestellte Biokompost. Zudem gehen im Sortierprozess immer auch wertvolle Bioabfälle verloren, die beispielsweise in ausgesonderten Plastiktüten hängen bleiben. Nicht zuletzt ist das Aussortieren der Fremdstoffe sehr aufwändig und teuer. Die Kosten dafür müssen am Ende die Gebührenzahler tragen.
Wer dagegen seinen Biomüll richtig trennt, tut etwas zur Schonung des eigenen Geldbeutels und leistet einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Denn durch den Einsatz von Biokompost kann auf chemische Düngemittel und Torf verzichtet, Torfmoore und andere Ressourcen geschont werden. Biokompost fördert zudem die Fruchtbarkeit, Stabilität und Wasserspeicherkapazität der Böden. Und last but not least werden in Summe mit der aktuell in Ulm gesammelten Menge von 5.600 Tonnen Bioabfall rund 620 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Bei Fragen zur Biotonne und allen anderen Fragen rund um die richtige Entsorgung berät die EBU-Abfallberatung gerne per Mail an abfallberatung@ebu-ulm.de oder telefonisch unter 0731-166-5555.